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Eine Stadthalle für ein Königreich | 14-06-2023

FOTO: Hufenbach


Ob Wilhelmshaven überhaupt eine neue Stadthalle braucht, ist hochumstritten :( | foto.hufenbach

14-06-2023 | Kommentar | -ex> Wolf-Dietrich Hufenbach | CEO | Zukunftswerkstatt Wilhelmshaven

Über einen weiteren Versuch in Wilhelmshaven eine neue Stadthalle zu bauen.

Nachdem der Plan, ein Holzhochhaus in Wilhelmshaven bauen zu wollen, sich als sehr unrealistisch herausstellte, kommt nun der nächste Akt, wieder ´mal eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, den womöglichen Bau einer Stadthalle, die so unglaublich dringend benötigt wird?

Die Dehoga-Lobby ist selbstverständich der Meinung, dass es dem Gastgewerbe, speziell den Hotels, dadurch besser gehen würde.

Die Politik dagegen, außer der konservativen Jubel-CDU-Wilhelmshaven, fühlt sich überfahren und mahnt nicht zu unrecht an, dass die Stadt monetär betrachtet ganz andere Probleme hätte, als sich eine niegelnagelneue Stadthalle zu bauen. Konzeptionell kennzeichnet die Stadt die Verwaltung von zahlreihen Baustellen, ohne wirkliche Gesamtkoordination, wie die Stadt zukünftig gesamtheitlich betrachtet ausgerichtet werde soll.

Die ewiggleichen Lobbyisten werden wieder einmal zu Rate gezogen, was in einer Art Kreislauf ohne wirklich grundlegende Veränderungen oder wirkliche Innovationen mündet, die die Jadestadt dringend nötig hat.

Standortsuche

Die Bürger:innen hatten mit einem Bürgerbegehren schon zu verstehen gegeben, dass, wenn überhaupt, der Standort am Banter See ein No-Go wäre. Das wurde seitens der Politik nur mit Zähneknirschen ignoriert, weshalb man sich zwischenzeitlich einen weiteren Platz am Banter See ausguckte, der jetzt wohl aus dem Standortfavorisierungs-Raster gefallen ist.

Irgendwie verschwand diese Idee und nun taucht eine weitere Idee auf, eine Stadthalle womöglich am sogenannten schon bekannten Veranstaltungsort "Pumpwerk" abzubilden, nicht ganz unweit der Stelle am Banter See, die die Bürger:innen ausgeschlossen hatten.

Die Probleme sind erheblich,

denn die Verkehre während der Veranstaltungen so zu lenken, dass kein Chaos entsteht, sind gewaltig. Eine einzige Zufahrtsstraße, wenn man sie überhaupt so nennen kann, die Emsstraße, wäre im Nu ein kilometerlanger Stau. Schon jetzt ist es schwierig, ein Auto beim Pumpwerk zu parken, wenn man dort eine Veranstaltung besuchen möchte, geschweige denn mehrere Busse.

Das schreit nach einem völlig neuen Verkehrskonzept, vielleicht mit Fahrrad-Shutteln, oder wie wärs mit ´ner Seilbahn direkt vom nun elektrifizierten Hauptbahnhof oder die kürzeste U-Bahn der Welt? Um fantasievolle Antworten in diesem Bereich war Wilhelmshaven noch nie verlegen

Historie

Schon die alte Stadthalle glänzte mit immer weniger Besuchern und damit auch mit sich verringernden Veranstaltungen, von Gewinnen im Sinne eines prosperierenden Wilhelmshavener Haushaltes ´mal ganz zu schweigen.

Die Vorgeschichte ist auch nicht ganz ohne, denn die in die Jahre gekommene Stadthalle wurde von einem privaten Erbauer an die Stadt Wilhelmshaven vermietet und in einer Art Verzweiflungsakt zurückgekauft. Nun steht sie da, die ehemalige Beherbergung des "Tanzcafe Antik", zwischenzeitlich auch als Notausrüstungscenter für Flüchtlinge genutzt, auf den ehemaligen Flächen eines Supermarktes oder bei Bedarf als Wahlveranstaltungsarena.

Die Auslastung wäre auf einer realistischen Ebene ebenfalls noch zu klären. Dazu soll auch schon wieder ein Gutachten in irgendwelchen Schubladen unter Verschluss liegen.

Decision Day?

Am 14. Juni soll der Rat der Stadt Wilhelmshaven erstmalig darüber beraten, schrieb das Lokale Heimatblatt am 7. Juni 2023.


.... na ... wer von den Entscheider:innen wird als erster persölich auf die Nachwuchs-Ronaldos und -Messis zugehen, um ihnen zu verkünden, dass man ihren Bolzplatz für eine Stadthalle abreißen will :( | foto.hufenbach

Weichen für den Bau sollen der DLRG Standort und der jetzt noch bestehende Bolzplatz, der sehr gut angenommen wird und damit wohl als sozialer Baustein verstanden werden muss. Die Stadt, die erst jüngst den Haushalt für solch dringend notwendigen Massnahmen wegen der wachsenden Verschuldung zusammenstreichen musste und auch weiterhin wenig Spielraum für ähnliche Aktivitäten wird einplanen können, sollte sich solche Sperenzchen sehr wohl überlegen.

Bürger:innen sollten entscheiden, ob und wie eine Stadthalle denkbar wäre

Wilhelmshaven hat bis heute keinen Gereralplan für die gesamtheitliche Entwicklung der möglicherweise noch wachsenden Stadt selbst. Die Stadtteilefokussierung liegt sehr, zum Leidwesen einiger anderer, deutlich auf der Südstadt, wohin das meiste Geld fließt. Dieses gewachsene Selbstverständnis sollte auch ´mal dahingehend überprüft werden, ob es die anderen Stadtteile womöglich weiterhin noch geben soll und wenn, wie sie intelligent in ein gesamtheitliches Stadtbild eingepasst werden können.

Die Jadestadt hätte so betrachtet viel mehr zu bieten

Würde man mit den Bürger:innen Stadtteilkonvente durchführen, könnten dabei sehr interessante Projektideen für ein zukunftsorientiertes Wilhelmshaven zutage gefördert werden, ohne dass bei den Entscheider:innen Kompetenzverluste entstehen.

Tragisch?

Es ist schon erstaunlich, dass immer wieder über das Lokale Heimatblatt vorbestimmt werden soll, wie oder was in der Jadestadt umgesetzt werden sollte. Es sind häufig auch immer die gleichen Aktuere, die gefragt werden, ob das für die Stadt gut ist oder nicht.

Gemeinwohlökonomie: Der Blick über den Tellerrand

Varel hat die Erfahrung gemacht, dass durch den Erhalt des Freibades am Bäker ein Treffpunkt für Kinder, Familen und Jungendliche erhalten blieb. Kurz vor Kommunalwahlen machten Ehrenamtliche Druck, gründeten einen Verein und machten die städtischen Entscheider:innen auf dieses wichtige gesellschaftliche Instrument aufmerksam, das Bürger:innen selbst erbaut hatten und das nun einem Neubaugebiet weichen sollte. Nebenbei hat sich die Kultur des An- und Abschwimmens eingebürgert, Hundeschwimmen, Kinderfeste und auch Eiswetten wurden dort veranstaltet.

Einge Mitglieder der heutigen Zukunftswerkstatt Wilhelmshaven waren mit ihrem Engagement nicht ganz unbeteiligt und drehten einen kleinen Dokumentarfilm mit großer Wirkung. Durch ihn haben einige Kommunalpoitiker:innen ihr Meinungsbild um hundertachtzig Grad gedreht.

Beschämend


Wilhelmshaven hat in seiner Vergangenheit viele Bau-Sünden begangen, wie den Abriss der Südzentrale. Zukünftig gilt es diesen Trend gesamtheitlich mit den Bürger:innen aufzuhalten :( | foto.hufenbach

In diesem Zusammenhang sollte man sich auch noch einmal den Abriss der Südzentrale ins Gedächrtis rufen, nur um sich vorzustellen, was das für eine "geile" Stadthalle dort hätte entstehen können. Dieses traurige Beispiel zeigt, in weches Dilemma Fantasielosigkeit und falsch gestellte Weichen in der Stadtpolitik zwischen Vereinen und der eigentlichen Verwaltung führen.

Paradigmenwechsel

Wilhelmshaven muss sich zu einer Gemeinwohlökonomie entwickeln und seine Prioritäten gundlegend verändern. Der Klimawandel und das Artensterben sind deutliche Anzeichen dafür, Umwelt, Natur und die aktive Mitbestimmung der Bürger:innen in den Fokus der Betrachtung zu rücken. Es muss der Geist des Miteinander auf Augenhöhe an die Stelle von Attraktivität durch eine nicht mehr zu haltende Wachstumsideologie treten, die polarisiert und entzweit.

Die Zukunftswerkstatt Wilhelmshaven wurde vor einiger Zeit für neue und grundlegende Impulse gegründet. Sie nennt es "INNOVATION | Wilhelmshaven" und plädiert dafür, ein gesamtheitliches Konzept für Wilhelmshaven zusammen mit ihren Bürger:innen zu erarbeiten, unabhängig davon, was die ewiggleichen Lobbyisten gerade wieder empfehlen.

Auch auf die Gefahr, dass wir uns wiederholen: Empört Euch :)

-ex> Förderverein Freibad am Bäker Varel e.V.

-ex> INNOVATION | Wilhelmshaven

-ex> Zukunftswerkstatt Wilhelmshaven

-ex> Empört Euch

-ex> Bürgerkonvent | Wikipedia

-ex> Transforming-Europe

-ex> Bürgerkonvent in Frankreich: 149 Vorschläge für das Klima

-ex> Südzentrale | Wikipedia


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